Marburger iGEM-Team siegt erneut

Multidisziplinäres Team gewinnt zum dritten Mal internationalen Wettbewerb der synthetischen Biologie

Auch in diesem Jahr kamen Studierende aus der ganzen Welt in Paris zum bedeutendsten internationalen Wettbewerb der Synthetischen Biologie zusammen. Dabei war iGEM-Team der Philipps-Universität Marburg und des Marburger Max Planck Instituts wieder besonders erfolgreich: es holte den Gesamtsieg des iGEM-Wettbewerbs und darüber hinaus vier Preise in weiteren Kategorien, darunter auch den Preis für das beste Pflanzenprojekt. Das Team hat mit seinem Wettbewerbsbeitrag entscheidende Grundvoraussetzungen für die Weiterentwicklung einer Latex produzierenden Löwenzahnart geschaffen, die bei der Rohstoffgewinnung für die Gummiproduktion eine zukünftige Alternative zum Kautschukbaum sein könnte. Damit kommt die Siegermannschaft des iGEM-Wettbewerbs nach 2018 und 2021 nun zum dritten Mal aus Marburg. Häufiger hat in der Geschichte des Wettbewerbs keine andere Universität den Gesamtsieg erringen können.

Der „international Genetically Engineered Machine (iGEM) competition“ ist ein internationaler Wettbewerb für Studierende auf dem Gebiet der synthetischen Biologie. Er wird von der gleichnamigen Stiftung  ausgerichtet und verfolgt das Ziel, Studierende zum eigenständigen und innovativen Forschen bereits während ihres Studiums anzuregen. In der synthetischen Biologie bauen Forscherinnen und Forscher vorhandene biologische Bausteine um, oder kombinieren genetische Bausteine neu, um damit besondere und neuartige biologische Eigenschaften zu entwickeln.

„Ich gratuliere den Studierenden und den Projektleitern aus unserem Zentrum für Synthetische Mikrobiologie, den Fachbereichen Biologie, Chemie, Medizin, Informatik, Geschichte und dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie sehr herzlich“, freut sich Prof. Dr. Thomas Nauss, Präsident der Philipps-Universität. „Sie haben sich gegen mehr als 400 Teams von Universitäten aus der ganzen Welt durchgesetzt und den Preis erneut nach Marburg geholt. Dieser Erfolg illustriert Marburgs Spitzenposition in der synthetischen Biologie und die nachhaltige Förderung junger Talente in diesem Bereich.“ Das Team wurde ferner von Opentrons, Cultivarium und der Stadt Marburg, Hessen
Trade & Invest und zahlreichen weiteren Firmen unterstützt.

„Dieser erneute Erfolg belegt, wie eng verzahnt und fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen der Philipps-Universität und dem Max-Planck-Institut für Terrestrische Mikrobiologie im Bereich der Synthetischen Biologie nicht nur bei der Exzellenzinitiative, sondern auch bei der Nachwuchsarbeit ist,“ so Prof. Dr. Gert Bange, Vizepräsident für Forschung.

„Das iGEM-Team hat molekulare Werkzeuge etabliert, die für die Entwicklung von Sorten des Latex-führenden Löwenzahns Taraxacum kok-saghyz essentiell sind, welche sich für den flächendeckenden Anbau in der nördlichen Hemisphäre eignen,“ sagt der Teambetreuer Dr. René Inckemann, der kürzlich am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie seine Doktorarbeit abgeschlossen hat und maßgeblich zum Erfolg des Teams beigetragen hat. „Die untersuchte Löwenzahnart ist sehr genügsam und würde im Anbau nicht mit der Nutzung von Ackerflächen für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion konkurrieren. Der Löwenzahn wäre somit eine nachhaltige Alternative zur Nutzung des Kautschukbaumes, für den bislang immense Flächen an Regenwald gerodet worden sind,“ fügt der molekulare Pflanzenphysiologe Prof. Dr. Lars Voll hinzu. Er betreute das Studierendenteam gemeinsam mit dem Pflanzenbiologen Prof. Dr. Felix Willmund und der Mikrobiologin Prof. Dr. Anke Becker aus dem Zentrum für synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO). „Außerdem kann die Züchtung von Löwenzahnsorten beschleunigt werden, die ernte- und anbautechnische Vorteile bergen,“ so Voll weiter.

Bei der Bewertung im Wettbewerb spielt aber nicht nur die Forschung eine Rolle – die Studierenden sind auch angehalten, ihr Projekt in der Öffentlichkeit darzustellen und mit Experten aus verschiedenen Disziplinen zu diskutieren, um durch deren Rückmeldungen die Ziele ihres Forschungsprojektes besser an gesellschaftliche und industrielle Bedürfnisse anzupassen. Dabei war das Marburger Team in diesem Jahr besonders aktiv und hat nicht nur mit Löwenzahnzüchtern, Gummiproduzenten und weltweit führenden Wissenschaftlern, wie Prof. Dr. Dirk Prüfer aus Münster, gesprochen, sondern auch von EU-Vertretern, Umweltschutzorganisationen, Landwirten oder Historikern maßgebliche Anregung zur Ausrichtung ihres Projektes erhalten. Hier zahlte sich ganz besonders die starke Interdisziplinarität des iGEM-Teams aus, in dem nicht nur Studierende aus naturwissenschaftlichen Fächern mitgewirkt haben.

Text: Presseabteilung der Philipps-Universität Marburg

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