ERC Starting Grant für Katharina Höfer
Forschungsgruppenleiterin am Marburger Max-Planck-Institut erhält 1,5 Millionen Euro für die Entwicklung neuer Biomoleküle
Max-Planck-Forschungsgruppenleiterin Dr. Katharina Höfer und ihr Team sind neuen Biomolekülen auf der Spur: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben herausgefunden, wie man RNA und Protein fest aneinander koppeln kann. Nun erhielt Katharina Höfer den renommierten ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats.
Aus dem Biologie-Lehrbuch kennen viele nur die vier verschiedenen Bausteine der RNA. Tatsächlich ist es aber viel mehr: Zahlreiche Modifikationen sorgen dafür, dass die RNA hochkomplexe Funktionen in der Zelle übernehmen kann. Bisher sind mehr als 160 Modifikationen der RNA-Bausteine bekannt. Katharina Höfer untersuchte eine dieser RNA-Modifikationen, die NAD-RNA in Bakterien. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen entdeckte sie, dass über das Anhängsel NAD Proteine an die RNA angehängt werden können, ein Prozess, den die Forscher „RNAylierung“ nennen. Die Publikation der von ihr geleiteten Studie erschien kürzlich in der Fachzeitschrift Nature.
Nun wird Katharina Höfer mit einem ERC Staring Grant gefördert, um auf Basis der Entdeckung der RNAylierung eine Plattform für die Entwicklung der nächsten Generation von RNA-Therapeutika zu entwickeln. „Ich freue mich sehr über die Förderung. Mit der Entdeckung der RNAylierung haben wir ein neues Forschungsfeld erschlossen. Es ermöglicht uns, viele neue wissenschaftliche Ansätze zu verfolgen. Im Rahmen des ERC nutzen wir die RNAylierung als neues Werkzeug, um neue RNA-Protein-Verbindungen im Reagenzglas zu designen.“
Die Wissenschaftlerin und ihr Team wollen auf der Basis von RNAylierten Proteinen ein grundlegend neues Instrument zur Regulation zellulärer Prozesse etablieren. Langfristig könnten so RNA-Therapeutika der nächsten Generation entstehen. “Wir arbeiten sozusagen als molekulare Architekten, die zunächst die Bauprinzipien der RNA-Protein-Bindung aufklären“, erklärt Katharina Höfer. "Anschließend könnten die RNA-ylierten Proteine in menschliche Zellen transportiert werden, um dort gezielt Prozesse zu regulieren."
ERC Starting Grants gehören zu den vier großen Förderprogrammen des Europäischen Forschungsrates (ERC), der Forschungsförderorganisation der Europäischen Union. Im Rahmen des neuen EU-Programms "Horizon Europe" wurden in diesem Jahr 636 Mio. EUR in 400 herausragende Projekte von WissenschaftlerInnen und AkademikerInnen investiert. Die Förderungen von durchschnittlich 1,5 Mio. EUR sollen exzellenten und ambitionierten jungen ForscherInnen (2-7 Jahre nach der Promotion) helfen, ihre Projekte zu starten oder weiterzuentwickeln, ihr Team aufzubauen und ihre besten Ideen zu verfolgen. Die geförderten Projekte stammen aus allen Forschungsdisziplinen.
Dr. Katharina Höfer studierte Life Sciences an der Leibniz Universität Hannover und Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg. Ihre Forschung wurde durch einen Aufenthalt am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen nachhaltig geprägt. Dort arbeitete sie erstmals mit Viren und deren Nukleinsäuren (RNA und DNA). Seit 2020 leitet sie die Max-Planck-Forschungsgruppe „Bacterial Epitranscriptomics“ am Max-Planck-Institut in Marburg.